Jeden letzten Sonntag im Oktober findet in Grafing gemäß einer Tradition, die sich dort bis ins Jahr 1708 zurückverfolgen lässt, eine Tiersegnung statt. Hoch zu Ross oder in wunderschön geschmückten Kutschen und Truhenwagen sitzend, wird die gotische Leonhardikirche dreimal weiträumig umrundet. Gerade bei so einem warmen Bilderbuchwettter, wie letzten Sonntag, säumen sehr viele Zuschauer den Zug der Wallfahrer und winken und klatschen. Da fällt es echt schwer, dass man nicht zurückwinken darf. Schließlich wird hier ein religiöses Bitt- und Dankritual vollzogen.
Der Heilige Leonhard (von Limoges 6. Jh.) wird im bayerischen Raum als einer der 14 Nothelfer gesehen. Er wird seit dem 11 Jh. als Schutzpatron der zu unrecht Verurteilten verehrt und mit Ketten dargestellt. Die Gefangenenketten erfuhren im Lauf der Jahrhunderte eine Umdeutung hin zu Viehketten. Der Heilige Leonhard wurde der Patron der landwirtschaftlichen Nutztiere, heute insbesondere der Pferde.