Entwicklung und Verarbeitung - Heimat- und Brauchtumsverein Lechler München e.V.

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Entwicklung und Verarbeitung der Riegelhaube
Der Wandel von der Rokokohaube zur Riegelhaube dürfte sich in München vollzogen haben. Bis ca. 1820 verliert die Haube vollends die Tiefe und den breiten Spitzenbesatz, mit dem Haubenboden ist nur mehr ein wenige Zentimeter breiter Scheitelwulst verbunden.
Die ehemalige Schleife wird stilisiert, völlig abgeflacht und gesteift und bildet, mit ihren beiden, nach unten gerichteten Zipfeln, das untere Ende des Haubenbodens.
Die so entstandene, harte und flache Riegelhaube wird über einem Haarknoten oder Haarnest auf dem Hinterkopf getragen, seitlich wird die Wirkung von Zopfgehängen oder Stopsellocken verstärkt. Durch die sich wandelnden Modeformen wurde die Haube mal höher, mit steil nach hinten stehenden Enden, mal flach am Hinterkopf mit nach unten weisenden Enden getragen. Dies dürfte nach Anzahl der Darstellungen die gebräuchlichere Form gewesen sein.
Große Qualitätsunterschiede bei der Ausführung und Ausstattung der Riegelhauben dürften dem Stand der Trägerin entsprochen haben. Die schlichteren Formen waren mit Brokat überzogen und mit Borten und Spitzen benäht. Der überwiegende Teil der erhaltenen Riegelhauben zeigt jedoch prunkvollste Ausstattung und Ausarbeitung. Die Hauben sind mit leonischen Gold- oder Silberfäden bestickt und mit Perlen, Pailletten und Stanzfolien verziert. Die Stickereien wurden in Spreng- oder Anlegetechnik ausgeführt. Die Muster der Stickereien zeigen auf Wulst, Haubenboden und Schleife der Riegelhaube die Phantasie und künstlerische Begabung der Haubenmacherin.
Die goldene Riegelhaube wurde zumeist von verheirateten Frauen getragen, während weiße und silberne Hauben von Mädchen und unverheirateten Frauen getragen wurden. Schwarze, blaue und blauschwarze Hauben sind als Trauerhauben bekannt und wurden von älteren Frauen getragen.
Die genaue Bedeutung der Haubenfarbe dürfte jedoch bis heute nicht endgültig geklärt sein. Franziska Rettenbacher schreibt in Goldstickerei: „Keine Kopfhaubentracht aber hat es jemals wieder zu einer so lange anhaltenden Begeisterung in weiten Kreisen der weiblichen Bevölkerung geschafft, wie es die Riegelhaube vermochte. Damit hat sich die Riegelhaube selbst ein Denkmal in der Geschichte der deutschen Haubentrachten gesetzt.“

Helene Sedlmayr, 1831
Gemälde von Joseph Stieler
(Mainz 1781 - 1858)
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